Der gesetzeskonforme Besitz und die sichere Aufbewahrung von Schusswaffen in Deutschland unterliegen strengen Vorgaben. Während die Auswahl eines geprüften und zertifizierten Waffenschranks für viele Waffenbesitzer mittlerweile selbstverständlich ist, wird der fachgerechten Montage und Aufstellung im privaten Wohnumfeld oft nicht die gebotene Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei ist genau diese von zentraler Bedeutung für die Einhaltung des § 36 Waffengesetz (WaffG), der den Zugriff Unbefugter auf Waffen und Munition verhindern soll.
Ob im Einfamilienhaus, in einer Mietwohnung oder im Altbau: Der Einbau eines Waffenschranks muss sicherheits- und bauphysikalisch durchdacht erfolgen. In diesem Beitrag werden zentrale Aspekte wie Standortwahl, Verankerung, Bodenbeschaffenheit, statische Anforderungen, rechtliche Besonderheiten in Mietverhältnissen, und nicht zuletzt auch die sachgemäße Lagerung von Luftdruckwaffen ausführlich beleuchtet.
Gesetzliche Grundlagen: Waffengesetz und Aufbewahrungspflichten
Gemäß § 36 WaffG müssen erlaubnispflichtige Schusswaffen sowie Munition so aufbewahrt werden, dass kein unbefugter Zugriff möglich ist. Die Anforderungen an den Aufbewahrungsort ergeben sich aus dem Waffengesetz und der Allgemeinen Waffengesetz-Verordnung (AWaffV).
Ein Waffenschrank muss mindestens den Widerstandsgrad 0 oder I nach DIN EN 1143-1 aufweisen, je nachdem, wie viele und welche Waffenarten (Kurz- oder Langwaffen) gelagert werden. Zusätzlich müssen bei Schränken mit Widerstandsgrad 0 oft Munition und Waffen getrennt aufbewahrt werden.
Doch neben der Wahl des richtigen Modells ist die sachgemäße Montage und Standortwahl entscheidend. Der Gesetzgeber macht keine konkreten Vorschriften zur Verankerung, erwartet jedoch, dass der Schrank nicht einfach transportierbar ist und manipulationssicher aufgestellt wird – insbesondere bei Schränken mit geringerem Eigengewicht.
Standortwahl: Wo darf ein Waffenschrank stehen – und wo nicht?
Die richtige Platzwahl entscheidet maßgeblich über die Sicherheit und Alltagstauglichkeit des Waffenschranks. Sie hängt von baulichen, klimatischen und sicherheitstechnischen Kriterien ab.
Kriterien für die Standortwahl
Kriterium | Erläuterung |
Tragfähigkeit des Bodens | Schwerlastschränke benötigen tragfähige Böden (z. B. Beton, Estrich) |
Feuchtigkeit und Klima | Keine Aufstellung in feuchten Räumen ohne Klimaschutz (Rostgefahr) |
Zugänglichkeit | Der Ort muss gut erreichbar, aber für Kinder unzugänglich sein |
Diskretion / Sichtbarkeit | Keine exponierte Lage im Flur oder neben Eingängen |
Brandschutz | Nähe zu Brandquellen (Heizung, Elektrogeräte) vermeiden |
Geeignete Räume im Überblick
Raum | Eignung | Hinweise |
Keller (trocken, belüftet) | Hoch | Idealer Aufstellort bei ausreichender Bodenstärke und Luftzirkulation |
Hauswirtschaftsraum | Hoch | Praktisch, gut zugänglich, meist mit tragfähigem Untergrund |
Schlafzimmer / Arbeitszimmer | Mittel | Nur bei guter Sicherung der Umgebung und diskreter Positionierung |
Dachboden | Niedrig | Traglast oft unzureichend, schlechte Klimastabilität |
Garage / Außenbereich | Niedrig | Temperatur- und einbruchssicher? Nur mit baulichen Sonderlösungen ratsam |
Gewicht, Tragfähigkeit und Bodenbeschaffenheit
Waffenschränke bringen je nach Modell ein beachtliches Eigengewicht mit sich. Während kleinere Kurzwaffenschränke etwa 100–150 kg wiegen, erreichen große Langwaffenschränke mit Widerstandsgrad I Gewichte von über 400 kg. Dieses Gewicht wirkt punktuell auf die Bodenfläche – bei Altbauten mit Holzböden oder in oberen Geschossen kann dies zum Problem werden.
Gewichtsklassen im Vergleich
Schrankgröße | Gewicht (leer) | Anforderungen an Boden |
Kleiner Kurzwaffenschrank | 100–150 kg | Meist problemlos in modernen Wohnungen |
Mittlerer Langwaffenschrank | 200–350 kg | Tragfähiger Untergrund erforderlich |
Schwerer Kombinationsschrank | > 400 kg | Betonboden oder Keller empfohlen, ggf. Statikerprüfung notwendig |
Tipp: Bei Unsicherheiten zur Traglast ist die Rücksprache mit einem Bauingenieur oder Architekten anzuraten – insbesondere bei Altbauten oder nicht bekannten Deckenaufbauten.
Befestigung: Wand- und Bodenverankerung im Detail
Obwohl das Waffengesetz keine Pflicht zur Verankerung vorschreibt, erwarten viele Behörden eine solche bei leichteren Modellen, da diese theoretisch entwendet werden könnten.
Die meisten hochwertigen Schränke bieten vorgebohrte Befestigungslöcher. Die Verankerung erfolgt idealerweise mit Schwerlastankern in massives Mauerwerk oder Beton. Gipskartonwände oder schwache Estriche sind für Verankerungen nicht geeignet.
Verankerungsmöglichkeiten im Überblick
Befestigungsart | Eignung | Bemerkung |
Bodenverankerung | Sehr gut | Optimal bei massiven Böden aus Beton oder Estrich |
Wandverankerung | Gut | Nur bei tragfähigen Wänden, nicht bei Trockenbauwänden |
Kombination Boden/Wand | Sehr gut | Zusätzliche Sicherheit, ideal bei Zugang durch mehrere Ebenen |
Hinweis: Die Qualität der Verankerung kann im Zweifel durch Fotos dokumentiert oder im Gespräch mit der Behörde erläutert werden.
Montage in Mietwohnungen oder Altbauten: Was ist zu beachten?
In Mietwohnungen ist der Einbau eines Waffenschranks erlaubt – sofern alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Allerdings ist dabei folgendes zu beachten:
- Bauliche Veränderungen (z. B. Bohren in tragende Wände, Bodenverankerung) sollten vorher mit dem Vermieter abgestimmt
- Empfehlenswert ist eine schriftliche Einwilligung zur baulichen Veränderung.
- Beim Auszug sind alle Veränderungen rückstandslos zurückzubauen.
- Schränke über 300 kg sollten in Mietwohnungen nur im Erdgeschoss oder Keller aufgestellt werden.
Professionelle Montage: Wann ist sie notwendig oder sinnvoll?
Die eigenständige Montage ist grundsätzlich zulässig, sofern alle sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt sind. Dennoch kann eine fachgerechte Montage durch qualifizierte Fachfirmen in bestimmten Fällen sinnvoll oder sogar notwendig sein:
Situation | Fachmontage empfehlenswert |
Unsicherer Untergrund (z. B. Altbau) | Ja |
Schwerlastschrank (> 400 kg) | Ja |
Versicherungsauflagen | Ja |
Anspruchsvolle Verankerung (Kombinationsbefestigung) | Ja |
Einige Hausrats- oder Waffenversicherungen verlangen einen Nachweis über die ordnungsgemäße Montage, insbesondere bei hohen Werten (z. B. bei Sammlungen oder hochwertigen Jagdwaffen).
Spezialfall: Aufbewahrung von Luftdruckwaffen
Auch wenn Luftdruckwaffen, wie Luftgewehre oder Luftpistolen, mit einer maximalen Mündungsenergie von 7,5 Joule und dem „F im Fünfeck“ als sogenannte freie Waffen gelten, unterliegen sie dennoch dem Grundsatz des § 36 WaffG: Kein unbefugter Zugriff – insbesondere nicht durch Kinder oder Jugendliche.
Für die Montage und Aufstellung ergeben sich daraus folgende Anforderungen:
- Die Lagerung muss in einem abschließbaren Behältnis erfolgen – ein abschließbarer Metallschrank oder ein Waffenkoffer mit Schloss sind ausreichend.
- Eine Lagerung offen im Schrank, Regal oder unter dem Bett ist unzulässig.
- In Haushalten mit Kindern oder Jugendlichen ist ein kleiner Waffenschrank oder ein Möbeltresor dringend zu empfehlen.
- Die Munition (Diabolos, CO₂-Kartuschen) sollte separat und ebenfalls unzugänglich gelagert werden.
Aufbewahrung Luftdruckwaffen im Überblick
Anforderung | Erforderlich laut WaffG |
Verschlossene Lagerung | Ja |
Zugriffsschutz vor Kindern | Ja |
Getrennte Lagerung der Munition | Dringend empfohlen |
Verwendung von EN 1143-1 Schrank | Nicht gesetzlich, aber empfehlenswert |
Fazit: Aufstellung und Montage sind Teil der Sicherheitsverantwortung
Ein Waffenschrank allein erfüllt noch nicht die gesetzlichen Anforderungen an die sichere Lagerung – erst seine korrekte Montage, feste Verankerung und standfeste Aufstellung machen ihn zu einem echten Sicherheitsfaktor.
Egal ob Sportschütze, Jäger oder Sammler: Wer Waffen besitzt, trägt Verantwortung – gegenüber dem Gesetz, der Gesellschaft und seiner Familie. Diese Verantwortung beginnt mit dem ersten Bohrloch und endet mit dem letzten verschlossenen Riegel.
Auch Luftdruckwaffen unterliegen dieser Verantwortung, selbst wenn sie als „frei“ gelten. Wer seine Waffen – gleich welcher Art – zugriffssicher, stabil und rechtssicher aufbewahren möchte, sollte den Einbau des Schranks mit der gleichen Sorgfalt planen wie den Kauf selbst.